Fahrt 2005

- zu spät kommt man immer pünktlich -


:: VORBEREITUNGEN ::

Nachdem die Oide Schachdl das letzte Mal im Jahr 2002 Donauwasser unter dem Kiel gespürt hat, wurde es allmählich mal wieder Zeit unser Floß in Betrieb zu nehmen. Zu unserem Glück haben sich die Schleusen der Donau in den letzten 3 Jahren nicht wesentlich vergrößert, so dass eine erneute Erweiterung des Floßes nicht zur Debatte stand. Dementsprechend beschränkten sich die Werftarbeiten auf die Ausbesserung von Lager- und Transportschäden sowie die Wartung und Schalldämmung des „kleinen Freundes“. Weiterhin wurden die Gewindestangen, die die einzelnen Floßeinheiten zusammenhalten, farblich markiert (weiß: ca. 36 kurze Gewindestangen für die Querträger, gelb: ca. 20 lange Gewindestangen für die Längsträger). Diese verantwortungsvolle Aufgabe übernahm zuerst Klaus, der dann aber dringend ein Video zurückbringen musste. Beim nächsten Bautermin wurde die Aufgabe dann an Olly weitergegeben, weil Klaus nicht da sein konnte...zum Erfolg dieser Aktion gibt es später mehr.

:: VERLADEN am 11.08.2005 ::

Am Abend des 11. August ging es dann los: Das im Vorfeld aufgebaute Floß wurde wieder in seiner einzelnen Baugruppen zerlegt. Pünktlich und mit ca. 2h Verspätung erreichte uns unser LKW-Fahrer „Woidl“ um die Bauteile mit Hilfe eines Krans auf den LKW und den Anhänger zu verladen. Da der Platz sehr begrenzt war, mussten wir alle Einheiten mit viel Grips und vor allem in die Höhe stapeln. Nach einigen Stunden und fortgeschrittener Dunkelheit hatten wir das komplette Floß dann gegen 22.30Uhr verladen.

:: 12.08.2005 / 4km / 4:30h unterwegs / Ø-Geschwindigkeit 1,8km/h ::

Am nächsten Morgen hieß es dann: früh aufstehen. Gegenüber der Floßeinsetzstelle der vorherigen Jahre hatten Wasti und Aschi in einer vorgelagerten Exkursion eine neue lokalisiert: Das Wehr bei Günzburg.
Vorteil: ein direktes Einsetzen der schweren Bodeneinheiten vom LKW aus ins Wasser mittels LKW-Kran ist möglich und da die Stelle weiter stromaufwärts liegt, ergibt dich eine längere Fahrzeit der Oiden Schachdl.
Nachteil: Der nette Herr, der uns die Zufahrt zum Wehr ermöglicht, macht freitags um 12Uhr Feierabend, also musste bis dahin alles über die Bühne gegangen sein.
Nachdem sich (fast) alle um 7.00Uhr eingefunden hatten, hätte es losgehen können. Aschi ist trotz einer Reifenpanne noch pünktlich mit seinem Mannschaftstransportbus am Treffpunkt erschienen (hoffentlich hatte die Rekordzeit des Pit-Stops keine Auswirkungen auf die Qualität der Arbeit...wir werden sehen). Brummi Fahrer Woidl ist natürlich auch wieder pünktlich ein Stündchen später aufgetaucht. Die Fahrt ist dann problemlos verlaufen, bis auf das immer lauter werdende, im Takt der Geschwindigkeit schlagende Geräusch aus der Richtung des gewechselten Reifens im Mannschaftsbus. Zeit zum Anhalten hatten wir nicht, also weiterfahren und hoffen, dass bei der Ankunft noch alle Räder dran sein würden.

Um 10Uhr kamen wir am Wehr in Günzburg an, kurzer Reifencheck...noch alle dran, wenn auch nicht sehr fest.
Nun hieß es den LKW so schnell wie möglich leer zu räumen um den Schleusenwärter nicht zu verärgern. Eine Einheit nach der anderen wurde ins Wasser gekrant und um 11.30Uhr war der LKW wieder leer. Das Zeitlimit konnte also eingehalten werden, der Schleusenwärter pünktlich in seinen Feierabend gehen. Diese Aufgabe wurde also grandios gemeistert.
Nun galt es die umher schwimmenden Teile des Floßes mit Hilfe der Gewindestangen und Balken zu einer Einheit zusammenzusetzen. Nachdem Olly, basierend auf den verschlüsselten Aufzeichnungen von Bernd und Klaus, pflichtbewusst alle Gewindestangen der Querträger weiß und die der Längsträger gelb markiert hatte, dürfte der Aufbau kein Problem darstellen. Dürfte. Wenn da nicht die unterschiedlichen Längen der weißen Gewindestangen wären: Es gab kurze, sehr kurze, mittlere, sehr mittlere, lange und sehr lange Gewindestangen...alle mit der gleichen Markierung, was die Sache ungemein erleichterte und beschleunigte.
Nachdem Ralf und Wasti das lustige Spiel: „Gewindestangenteile versenken“ bis zum Exzess gespielt hatten, wurden sie freundlich aber bestimmt von anderen Floßfahrern abgelöst...


Wer die Berichte der letzten Floßfahrt gelesen und das dazu passende Video „Simon als Bewegungsklaus“ gesehen hat wird sich sicherlich und zu Recht fragen: „Jetzt ist der Klaus schon 10 Minuten an der Donau und er hat noch immer keinen Kontakt mit dem Wasser aufgenommen?“ Die Antwort ist: Stimmt...also fast...also ein bisschen nass wurde er vielleicht schon. Beim Zusammenschrauben der 6 Bodeneinheiten ist jede allein schon recht wacklig. In einem Augenblick der Unachtsamkeit war gerade die Einheit, auf der sich der Klaus befand, nicht angeleint und entfernte sich somit langsam aber beständig vom Ufer. Klaus bemerkte das und versuchte sich mit der Kraft seiner Arme wieder ans Ufer zu ziehen, mit dem Erfolg, dass sich die Einheit noch schneller vom Ufer entfernte und sich Klaus nur noch mit einem Sprung zum Ufer retten konnte, wobei er bei dieser Gelegenheit gleich mal mit seinen Füßen die Temperatur der Donau maß. Ergebnis: Sie ist durchaus nass. Als Ergebnis dieser Aktion entfernte sich die Einheit noch weiter vom Ufer und war im Begriff in Richtung Wehr zu schwimmen. Geistesgegenwärtig sprang Aschi in alter Baywatch-Manier auf die dahintreibende Einheit, um diese zu retten. Nach dem Zuwerfen eines Seiles vom Ufer aus konnte er diese und damit die Floßfahrt 2005 retten.

Besatzung der Oiden Schachdl bei Abfahrt:

Gegen 15Uhr konnte die Oide Schachdl dann endlich die Leinen losmachen und steuerte direkt auf das Wehr in Günzburg zu. Das Floß lag recht gut im Wasser, der „kleine Freund“ lief wie Biene und die erste Schleuse wurde ohne Probleme passiert. Nun konnte man endlich das erste Mal etwas zur Ruhe kommen und Aushilfs-Smutje Olly zauberte leckere Weiße, Wiener und Debreziener...zwar entgegen aller Regeln der bayrischen Wursterwärmungs-Kunst aber als Zugezogener wurde ihm das nach ca. 500 Ossi-Witzen und der Titulierung als „Westrussen“ verziehen...lecker waren sie trotzdem.
Danach ging es dann noch etwas die Donau hinab...aber erstmal verabschiedete sich beim Verlassen des Wehres die nagelneue Motoranlassleine für viel Euro/Meter mit einem laut vernehmbaren „Servus“. Motoringenieur Mathias bastelte aber aus herkömmlicher Schnur einen durchaus würdigen Nachfolger...zu einem Bruchteil des Preises und mit mindestens genauso langer Haltbarkeit.

Da Hygiene an Bord ganz groß geschrieben wird, ging es am späten Nachmittag auch noch für ein Vollbad in die eiskalte Donau. Der harte Kern heißt zwar nicht umsonst so, aber einige Warmduscher waren weniger von der Vorstellung des Kaltbadens angetan. Der Open-Air erfahrene Ralf hat es wenigstens ein Mal in das kalte Nass geschafft, der erst am Sonntag zugestiegene hydrophobe Bernd konnte diesen Negativrekord allerdings nochmals unterbieten (es sei ihm verziehen...er läuft ja auch schon bei 27 Grad Wassertemperatur im Hallenbad blau an).
Weil Ralf ja selbst nur selten das Wasser am eigenen Leib gespürt hatte, so musste er diesen Umstand ja irgendwie ausgleichen...doch wie? Irgendwer müsste ihn vertreten und statt ihm immer ins Wasser gehen. Oder besser noch: irgendetwas, was sich nicht wehren kann. Er überlegte nur kurz und entschied sich dafür, bei jedem Rudereinsatz die unbefestigte Seite der Befestigungsschlinge des Ruders mit Schmackes und einem feuchten 'Platsch' ins Wasser zu schmeißen...schön für den, der danach das Ruder wieder einhängen durfte: Kurz flach aufs Deck gelegt, den Ärmel hochgekrempelt und dann bis zur Schulter eintauchen um die Schlinge wieder rauszufsichen...so ist immer irgendwas und irgendjemand nass geworden. Der Mann denkt mit. Sauberordentlich.


Abends stärkte man sich noch mit einer ordentlichen Portion Spaghetti Bolognese.

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Da die Crew einen langen Tag in den Knochen und viel zu viele Spaghetti Bolognese im Magen hatte, ging es relativ früh in die Kojen. Da sich zu diesem Zeitpunkt erst 6 Crewmitgleider statt der späteren 10 an Bord befanden konnte man auf das Aufbauen des 8-Mann Zeltes verzichten und stattdessen an Bord schlafen: Bei leichtem Regen schliefen Klaus, Olly, Mathias und Ralf trocken und behütet in der Kajüte wobei Reini und Wasti mit dem (Sonnen)deck vorlieb nahmen...mehr oder weniger trocken und behütet.

:: 13.08.2005 / 22km / 13h unterwegs / Ø-Geschwindigkeit 1,8km/h ::

Nach einer recht verfrorenen Nacht im Schlafsack, der seine Komfortzone eigentlich im Minusbereich haben sollte, wurde morgens erst einmal ausgiebig an Deck gefrühstückt. Ein Auszug aus dem Büffet: Brot, Snickers-Creme (ca. 170% Zucker), Nutella, Erdbeermarmelade, Aprikosenmarmelade, Apfelgelee (krasse Konsistenz), Butter, Dosenwurst, Käse, Salami, sonst. Aufschnitt, Kaffee, schwarzer Tee (Darjeeling, Himalaya, von Jungfrauen im Morgentau gepflückt), Früchtetee, EPA-Tee und -Kaffee (hoch energetisches Bundeswehr-Instant-Getränk) und natürlich Chococino (Klaus und Ralf versorgten uns dazu fleißig mit einem einprägsamen Werbejingle, der uns die restliche Fahrt noch verfolgen sollte)...unser Kapitän bevorzugte die 1kg Schokodessertpackung von der Norma, die ihm in Verbindung mit einem EPA-Tee + Kaffeeweißer + ordentlich Zucker den kraftvollen Start in den Tag sicherte.

Nach dem Ablegen ging es dann gemütlich die Donau hinab. An der Schleuse Offingen entschlossen wir uns aufgrund unseres reichen Erfahrungsschatzes aus den vergangenen Floßfahrten das Dach abzuklappen, um die nächste Brücke gefahrlos zu passieren. In Anbetracht der geringen Besatzung ging dies relativ schnell vonstatten und wir passierten die Brücke ohne Probleme mit der Erkenntnis, dass wir uns das Abklappen hätten sparen können, da wegen dem niedrigen Wasserstand ab Deck noch ca. 3,5m Luft zur Brücke waren. Während der Fahrt wurden die Wände wieder hochgeklappt, um wegen der geringen Strömung nicht noch mehr Zeit zu verlieren.

Mittags gab es dann noch die restlichen Spaghetti vom Vortrag und einen frischen Wurstsalat. Im Stausee vor dem Wehr Faimingen sprangen die Fische glücklich aus dem Wasser, um nach einem doppelten Rittberger mit halber Schraube wieder ins Wasser einzutauchen...einzig und allein, weil sie wussten, dass Aschi nicht mit seiner Angel an Bord war, um sie gnadenlos alle aus dem Wasser zu ziehen, wie er es schon so erfolgreich bei den letzten Floßfahrten getan hat ;-)
Stromaufwärts am Horizont bemerkten wir bald ein Konkurrenzfloß. Da wir abends anlegen mussten, um unsere Wasservorräte zu erneuern und einige Kleinigkeiten im Ort zu kaufen holten sie uns ein. Konkurrenz ist vielleicht etwas übertrieben, es handelte sich hierbei eher um ein Partyfloß auf dem 6-8 ältere Personen grillten, Musik hörten und Alkoholisches zu sich nahmen. Mal trieben sie ohne Steuermann die Donau herunter und drehten sich dabei im Kreis, mal starteten sie den Motor und fuhren wieder ein Stück stromaufwärts. Nach dem dieses Spiel eine zeitlang so weiterging, landeten sie irgendwann im Gestrüpp des Ufers und hatten alle Mühe mit ihren zwei mickrigen Paddeln wieder auf Kurs zu kommen. Die Stimmung an Bord war trotzdem immer grandios. Das mag daran liegen, dass sie eine neue Organisationsform an Bord eingeführt hatten. Bei uns herrschte noch das traditionelle Verantwortungsmodell mit Kapitän, 1. Wachoffizier, Navigator, Maschinist, Bordkoch und Rudergängern. Auf dem modernen Partyfloß allerdings schien es einen Chefanimateur, einen Grillmeister und einen Bierminister zu geben...wir werden sehen, ob sich dieses System langfristig durchsetzen kann. Die Chancen könnten steigen, wenn ab 2020 gepolsterte Brückenpfosten und Uferpromenaden an der Donau Pflicht sind.
Im weiteren Verlauf riss uns kurz vor einer Staustufe erneut das Motorseil...glücklicherweise startete der Motor aber gerade mit diesem letzten Zug. Der Nachteil war, dass wir den Motor nun in der Schleuse laufen lassen mussten, um sie auch wieder ordentlich zu verlassen...nachdem die Männer auf dem Heck nur knapp einer Abgasvergiftung entgangen sind, konnten wir den Motor in der Strömung wieder abstellen und uns treiben lassen.

Aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit entwickelte sich diese Fahrt zu einer so genannten „Nachtfahrt“ ;-) Die Fahrt endete wegen der geringen Reisegeschwindigkeit erst um 23.20Uhr. Gut beleuchtet mit einer Petromax fanden wir nach mehreren Versuchen eine geeignete Anlegestelle. Das Ufer war allerdings so steil, dass wir das Floß nur über eine Planke auf dem Dach verlassen konnten. Zur Stärkung gab es dann Chili und eine baldige aber trotzdem späte Nachtruhe.

:: 14.08.2005 / 25km / 12:15h unterwegs / Ø-Geschwindigkeit 2,0km/h ::

Um wieder so lang wie möglich auf der Donau unterwegs zu sein, starteten wir um 9.00Uhr die Weiterfahrt. Da es bis auf den Chococino-Song sehr ruhig um Klaus geworden ist, war es nur eine Frage der Zeit, bis wieder etwas Erheiterndes passieren sollte. So war es dann auch. Kurz nach dem Ablegen wollte Klaus über die Leiter (siehe Bild links) am Heck das Dach verlassen. Leider stand die Leiter nicht auf festen Boden, sondern auf einer leeren, aber sehr großen Kiste, die mit „Schwimmwesten“ beschriftet war. Es kam wie es kommen musste, die Kiste rutschte weg und Klaus mit der Leiter aus, diese riss dann ein Loch ins Plexiglasfenster der Kajüte und der Tag war gerettet! Für die Fans vom Klaus sei hinzugefügt, dass er sich bei dieser Aktion nicht ernsthaft verletzt hat.

Am frühen Vormittag erreichten wir die Brücke in Steinheim. Um die sichere Durchfahrt zu gewährleisten, wurde ein Außentrupp, mit dem Brückenmessgerät ausgestattet, zum Zielobjekt gesendet um die Höhe des Floßes mit der der Brücke abzugleichen...Entscheidung: Wir gehen auf Risiko, kein Abklappen des Daches. Verlauf: Passieren der Brücke mit einer handbreit Luft zwischen Floßdach und Brücke.



Etwas später war die Mannschaft nach Aufnahme von Aschi, Cornelius und Stefan fast komplett. Das Kochzepter wurde somit an Aschi übergeben, der sich dann auch bald an die Kasspatzn machte...Ralf stellte ihm seine kompetente Hilfe zur Seite, indem er, beim Versuch kochendes Wasser vom Gaskocher zu entfernen, ein Geschirrtuch anzündete.

Kurz vor dem Essen legten wir nochmals an, um die gefürchtetste Brücke von allen zu inspizieren: Die Brücke in Donaumünster. In der Vergangenheit kollidierte hier das Floß mit der Brücke oder das Dach musste abgeklappt werden. Ein Außentrupp kam mit einem recht unerfreulichen Ergebnis zurück. Da sich die Brücke zusätzlich im Bauzustand befand und eingerüstet war, müsste beim Durchqueren der Brücke auf linken Seite die Kajüte KOMPLETT abgebaut werden, um das Hindernis gefahrlos zu passieren. Eine andere Möglichkeit wäre, mit Motorunterstützung durch eine kleine Lücke in der Inselgruppe auf die andere Seite der Donau zu gelangen, da dort das Floß die Brücke ohne Abklappen passieren könnte. Wir entschieden uns für den 2. Weg. Alle legten ihre Schwimmwesten an und wir schmissen den Motor an...der nach 10 Sekunden den Geist aufgab...also hieß es stärker Rudern...viel stärker! Einige hundert Kalorien später kamen wir auf der anderen Seite an und entschlossen uns Aschi und Wasti auf der letzen Insel abzusetzen, damit sie uns mit Seilen in die letzte und größte Lücke ziehen konnten. Hätten wir diese Lücke verpasst, dann wären wir unweigerlich an der Brücke gelandet. Ganz nah am Ufer trieben wir der Lücke entgegen, um nicht von der Strömung erfasst zu werden. Als die Lücke und kurz danach Wasti, gürtellinientief in der Donau stehend, sichtbar wurde, warfen wir ihm das hintere Seil und Aschi, der weiter im Inneren der Lücke stand, das vordere Seil zu. Ochsengleich zogen uns die beiden dann in Lücke. Wenig später standen sie tropfnass und nur mit Unterwäsche bekleidet wieder auf dem Floß, die Aktion war geglückt, die Brücke wurde mit ca. einem halben Meter Luft passiert und für spätere Floßfahrten „markiert“.

Am Nachmittag hatte Klaus dann nochmals einen großen Auftritt mit seiner ur-aufgeführten Komödie: „Die seltsame Sonnensegel-Lattenkürzung“, die er aber bei Gelegenheit lieber selbst im Detail erzählen sollte. Kurz gesagt ging es darum, die äußeren zwei Latten des Holzgerüsts auf die gleiche Länge zu bringen und die mittlere, kürzere so zu belassen, wie sie war um ein verwechseln der beiden äußeren Latten zu verhindern. Nach dem Motto: "Make something foolproof and they'll invent a better fool" machte es "PLOPP" und Klaus fühlte sich plötzlich wie neu geboren! Letzten Endes waren die drei Latten noch unterschiedlicher in der Länge als vorher und nur eine rettende Lattenverlängerung mittels Panzertape konnte das Sonnensegel noch retten.

Bis dahin gab es nur wenige Fotos der Fahrt, da Wastis Fotoapparat nach einem Batteriewechsel vom Mathias, schon beim Aufbau nicht mehr funktionieren wollte, obwohl die Batterien angeblich in jeglicher Kombination eingebaut wurden. Schwupps, einfach so kaputt gegangen. Durch einen plötzlichen Geistesblitz vermutete ein kluges Crewmitglied, dass die Batterien evtl. doch falsch in den Apparat gelegt worden sein könnten und überprüfte seine Vermutung. Nach einem kurzen Batteriedreher funktionierte die Kamera wie durch Geisterhand wieder. Gut, dass wir verglichen haben.

Am Abend nahmen wir mit Bernd an der Schleuse Donauwörth unser letztes Crewmitglied an Bord und entschieden uns kurz darauf, am Ufer anzulegen um das Lager für die Nacht aufzuschlagen. Diesmal mit Zelt, wobei sich alle darum prügelten nicht mit Ralf im Zelt zu schlafen, da sich das neue Crewmitglied als ein außerordentlicher Rücken- wie Seitenschnarcher entpuppte. Da man sich nicht mit ein paar abendlichen Bier betäuben konnte, half nur hartes Rudern den Tag über, damit man nachts vorm Ralf einschlief, was sich allerdings als sehr schwierig herausstellte, da er solch harte körperliche Arbeit wie hier auf dem Floß nicht gewohnt war und abends deshalb sehr schnell einschlief. Ein nächtlicher Wettlauf mit der Zeit war also entbrannt.
Zu essen gab es leckerstes Gulasch mit Knödeln, gegen Mitternacht startete dann der nächtliche Wettlauf im Zelt.

:: 15.08.2005 / 30,6km / 9h unterwegs / Ø-Geschwindigkeit 4km/h ::

Nach einem üppigen Frühstück, befüllten wir an einem gottverlassenen Bauernhof unsere Wasserkanister und lagen ab. Zur Freude Aller hatte die Strömung und damit die Reisegeschwindigkeit zugenommen.
Da an Bord keine sanitären Einrichtungen installiert sind ist die Taktik Nummer 1, die der Kompression. Wenn die Möglichkeiten der Kompression ausgeschöpft sind, muss am Ufer angelegt werden um...naja, was wohl. Aus diesem Grund wird hier der Logbucheintrag vom 15.08, 12.30Uhr, 2497,2km zitiert: „Aschi, Klaus, Ralf, Wasti. Anlegen zum Negern.“


Am Nachmittag gab’s dann Ravioli und Wastis Hündin „Lena“ wurde am Wehr Bertholdsheim mit an Bord genommen. Ein großer Dank geht hier auch an Verena, die uns mit einem leckereren Schokokuchen versorgt hat.


Abends zauberte Aschi dann noch ein Geschnetzeltes „Züricher Art“ und ein ruhiger Tag ging zu Ende.

:: 16.08.2005 / 21.4km / 6:50h unterwegs / Ø-Geschwindigkeit 3,5km/h ::

Frühstück gab es leider keins, weil das Brot nach dem langen Wochenende ausgegangen war. Darum entschlossen wir erst einmal bis nach Neuburg zu fahren um dort den Proviant zu erneuern und alles benötigte für ein deftiges Weißwurstfrühstück zu besorgen. Gesagt, getan. Beim Wasserholen gab es dann noch eine Begegnung der unfreundlichen Art, da wir wohl nicht die ersten Floßfahrer waren, die in dieser Gastwirtschaft um einige Liter (60 an der Zahl) Leitungswasser baten. Die Wirtin sah sich in ihrer Existenz bedroht und schrie ihre Bedienung an, die uns freundlicherweise die Kanister füllen lies. Wir gaben der Bedienung ein schönes Trinkgeld und beschlossen bei jedem Besuch in Neuburg die Toilettenspülung in diesem Restaurant 2x zu betätigen, solang bis die Wirtschaft Pleite gehen würde.

Nach dem üppigen Frühstück verließen wir Neuburg mit dem Ziel abends in Ingolstadt am Ruderclub, wie die letzten Jahre auch, ein kleines Grillfest zu veranstalten, zu dem auch Freunde und Bekannte eingeladen wurden.


:: 17.08.2005 / 38,4km / 9h unterwegs / Ø-Geschwindigkeit 4,7km/h ::

Am diesem Morgen versuchten wir Kontakt mit der lokalen Presse aufzunehmen, was uns auch geglückt ist. Das Ingolstädter Lokalblatt, der „Donaukurier“ schickte einen Praktikanten samt Fotografen aufs Floß um dass Sommerloch wieder einen Tag lang füllen zu können. Den Bericht aus dem Lokalteil gibt es hier zu lesen, und hier noch ein Foto vor dem Ingolstädter Schloss aus dem Bayernteil. (Artikel mit freundlicher Genehmigung von www.donaukurier.de)

Nach dem Interview und der Fotosession ging es weiter mit der Reise.

Am frühen Nachmittag erreichten wir den Stausee vor dem Vohburger Wehr, wo wir mit starkem Gegenwind und Wellengang zurechtkommen mussten. Da die Geschwindigkeit nahe 0km/h lag starteten wir den Motor und spannten Wasti und Cornelius mit Klettergurten und Seilen vors Floß um das Maximum an Geschwindigkeit herauszuholen. Nach erneuten Geschwindigkeitsmessungen standen die Anstrengungen der beiden Zugpferde in keinem Verhältnis zu deren Aufwand und wir ließen sie wieder frei. Nach einem Blick auf die Motorschraube stellten wir eine starke Verunreinigung mit grünem Wassergewächs fest, reinigten diese und ab ging die Post!


Bei dem Versuch Feuerholz fürs Mittagessen zu spalten versenkte Aschi dieses kurz vor der endgültigen Spaltung geschickt in der Donau. Klasse Arbeit. Umso besser waren aber die Spaghetti Carbonara.


Nach der Staustufe erhöhte sich die Reisegeschwindigkeit teilweise auf bis zu 8,4km/h und wir erreichten am frühen Abend eine Anlegestelle kurz vor dem Donaudurchbruch. Hier wurde dann noch mal richtig groß aufgetischt: Chinesische Gemüse-Fleischpfanne mit ordentlich Reis. Bei diesem aufwendigen Essen arbeiteten gleichzeitig drei Gemüseschneider und nochmals drei Feueranheizer bis ihnen Zwiebeln oder beißender Rauch die Tränen in die Augen trieben.

:: 18.08.2005 / 6,6km / 1:15h unterwegs / Ø-Geschwindigkeit 5,3km/h ::

Am letzten Tag mussten wir noch einmal relativ früh aufstehen, da die Kehlheimer Schifffahrt ab 9.30Uhr durch den Durchbruch fährt und wir nach Möglichkeit vor diesen Schiffen durch den Durchbruch fahren wollten, da wir trotz 4 Rudern eine gewisse Strecke brauchen um eine Richtungsänderung zu bewirken. Ohne Frühstück fuhren wir um 9Uhr los, legten alle unsere Schwimmwesten an und ruderten sauber durch den kurvigen Durchbruch, was nicht gerade sehr unanstrengend war. Nach einer halben Stunde stießen wir doch noch auf das erste Schiff an diesem Tag. Am hinteren Deck vernahm man dann vom vorderen Deck das Kommando: „Volle Kraft Steuerbord!“ Einige harte Ruderschläge später entschied sich das Vorderdeck dann doch anders: „Volle Kraft Backbord!“ Ein kurzer Seufzer und dann ging’s weiter in die andere Richtung. Den Durchbruch in den Knochen machte Ralf bei dieser Aktion schlapp, hing nur noch am Ruder und ließ Olly für ihn mitrudern. Wäre die Besatzung nicht komplett in Aktion gewesen, hätte Ralf einen Tritt in den Allerwertesten bekommen, so dass er über Bord gegangen wäre und man hätte ihn durch einen neuen Rudergänger ersetzt. Tja, da hat er noch mal Glück gehabt. Nach einem Hilferuf lies Wasti den Job des Kapitäns kurz ruhen und eilte zu Hilfe um das Floß wieder auf Kurs zu bringen. Trotz der Anstrengungen hat sich die Fahrt durch den Durchbruch gelohnt wie die Bilder zeigen dürften. Hier ist das Kloster zu sehen, noch trocken, eine Woche später wütete dort das Donauhochwasser.


Danach ging’s ruhig zur Anlegestelle und wir frühstückten erst einmal, um wieder zu Kräften zu kommen. Frisch gestärkt machten wir uns, einen Tag früher als geplant, daran, das Floß wieder zu zerlegen. Bei dieser Gelegenheit kühlte Klaus seine Füße samt Turnschuhen zum Abschluss noch mal im kalten Donauwasser.


Unser LKW-Fahrer Woidl hatte uns am Tag zuvor zugesagt, um 13Uhr da zu sein, damit wir das Floß abtransportieren könnten. Nach einem kurzen Anruf, erfuhren wir, dass er es erst um 14Uhr schaffe. Das war ja nix Neues. Na gut, wenn er dann also gegen 15Uhr kommen würde, dann wären wir alle am frühen Abend zu Hause. Als er um 16Uhr immer noch nicht da war versuchten wir ihn telefonisch zu kontaktieren...erfolglos. Nach inzwischen 5h Wartezeit rief er um 18Uhr beim Wasti an und sagte, er sei irgendwo in Kehlheim. Vom ewigen Warten am wärmsten Tag der kompletten Floßfahrt gezeichnet, luden wir das Floß in einer Stunde auf den LKW, und hatten gegen 21Uhr alles wieder in Deubling abgeladen und im Kellerberg verstaut.


Die 4. Floßfahrt wurde somit nach fast 150km erfolgreich zu Ende gebracht. Sie war die unproblematischste aller Floßfahrten: nur ein einziges Mal musste das Dach abgeklappt werden (und dann auch noch umsonst), kein Hochwasser (das kam erst eine Woche später mit Katastrophenalarm im gesamten von uns abgefahreren Gebiet) und damit verbundene gesperrte Staustufen, keine Fuzzis der Fischereiaufsichtsbehörde, die uns einen Strich durch die Rechnung machen wollten...(oe)

 

:: Bild :: :: Presse :: :: Video ::
Photogalerie Donaukurier #1 * Sprung vom Dach (3MB)
  Donaukurier #2 * Kamerafahrt (7MB)
    Beständig Steuerbord (14MB)
    Hand in Hand (5MB)

 

* mit freundlicher Genehmigung von www.donaukurier.de