Fahrt 2002

- eine Verkettung unglücklicher Umstände..... -


Nach ca. einjähriger Bauzeit wurde in der HK-Werft die neue "Oide Schachdl XXL" fertiggestellt. Am 25.08.2002 wurde das Floß in 2 Lkws verladen und sollte planmäßig nach Ulm transportiert werden. Doch die seit Monaten generalstabsmäßige Planung des Cäpt´ns Wasti überlebte nicht mal die ersten 2 Stunden der Flossfahrt: Das als Erkundungstrupp nach Ulm geschickte Auto meldete, dass der Großteil der Strecke von Ulm nach Günzburg gesperrt sei. Gut, dass die Leute vom Kanuklub, an dem wir das Floss zu Wasser lassen wollten, das Problem in keinem der unzähligen Telefonate erwähnt hatten - Vielen Dank! Weil es für den Harten Kern aber nicht Neues ist, dass nichts so beständig ist wie die Lageänderung, war blitzmäßig ein Plan B ausgearbeitet, der den Einstieg in Günzburg vorsah.

Dort wurde das Floss dann bis spät in die Nacht aufgebaut und die Arbeiten nach der Übernachtung im neuen HK-10Mann-Zelt am nächsten Tag gleich fortgesetzt. Und gerade als das Floß bis aufs Dach fertig im Wasser war, kam dieser Herr von der Fischeiaufsichtsbehörde.... Die Gelegenheit kam ihm gerade recht um sein blitzeblank poliertes Email-Schild in gekonnter FBI-Manier vorzuzeigen und Gestapo-mäßig nach unserer Genehmigung zu fragen. Da sich der Wichtigtuer nicht wie seine dutzenden Gesinnungsgenossen, die aus lauter Langeweile, geistiger Unterbelichtung, Neid und übersteigertem Geltungsbedürfnis nichts besseres zu tun haben, als uns den Spaß zu versauen, nicht durch dummes Gewäsch abwimmeln ließ, musste der HK der Option ins Auge schauen, dass der Kerl an der nächsten Staustufe mit den Cops auf uns warten würde. In der Frage, ob sich der HK in der Nacht einfach aus dem Staub machen sollte oder den offiziellen Weg über das Landratsamt mit dem Ziel einer Ausnahmegenehmigung zu gehen, entschieden wir uns für zweitere Lösung. Nach einigen nervenaufreibenden Gesprächen mit halb Günzburg erteilt uns ein Beamter, der von unserer Professionalität sicherlich völlig überfahren war, schließlich eine mündliche Genehmigung. So konnte die Fahrt nach Verlust von 4 Stunden und unzähliger Nerven endlich losgehen.

 

 

Abgesehen davon, dass die Kajüte aufgrund einer zu niedrigen Brücke abgeklappt werden musste, wurde der HK an diesem Tag von weiteren Überraschungen verschont.

 

 

Doch das Glück der Flossfahrer sollte nicht lange währen: Am nächsten Tag gegen 15:00 Uhr erkannte der Navigator in einigen km Entfernung die Staustufe Dillingen, die uns mit gelbem Blinklicht (Schleuse gesperrt - Wehrüberlauf) begrüßte. Da der HK auf diesen Fall aber vorbereitet war, wurde sofort ein Diplomatentrupp (Bernd, Wasti) auf die Suche nach einem Mechaniker zum Kraftwerk geschickt. Da der aber nicht da war starteten die beiden ein Telefonoffensive bei den Kraftwerksbetreibern, die jedoch kein Licht am Ende des Tunnels erkennen ließen und uns dazu zwangen, das Floß an der Schleuse festzumachen und auf den Mechaniker am nächsten Tag zu warten.

 

 

Dieser zeigte sich von der Tatsache, dass die Menge des über das Wehr laufenden Wassers etwa der Menge entsprach, die 12 gleichzeitig pinkelnde Rauhaardackel zustandebringen, völlig unbeeindruckt und weigerte sich die Schleuse für uns zu öffnen. Für seinen Rat, die Flossfahrt hier zu beenden, da die Schleuse beim momentanen Wasserstand erst wieder in einer Woche geöffnet werden würde, waren die Flossfahrer sehr dankbar. Nach unzähligen weiteren Telefonaten entschloss sich der HK, solange hier zu bleiben, bis das Licht nicht mehr blinkt. Die Zeit wurde durch KlarSchiff-Arbeiten, Angeln, Motorinstandsetzung und Waldklettern überbrückt.

 

Und siehe da - in der Nacht zum nächsten Tag hörte das Blinken endlich auf, was durch Aschi und Wasti, die auf dem Dach der Kajüte schliefen, gleich bemerkt wurde, so dass die Mannschaft um 07:00 Uhr per Nebelhorn geweckt wurde und die "Oide Schachdl" sich endlich aus dem Staub machen konnte. Die erste positive Überraschung der Flossfahrt war, dass uns eine Oma kurz vor der Abfahrt gratis mit unzähligen Brezen und Semmeln  versorgte. Doch schon kurz nach dem Frühstück fing der Ärger wieder an: Um 10:00 Uhr mußte die Kajüte erneut für eine niedrige Brücke ab- und wiederaufgebaut werden. Und als ob das nicht genug wäre blinkte uns schön fröhlich das Licht von der nächsten Staustufe entgegen!

 

Da auch hier wieder kein Mechaniker da war blieb wieder nichts anderes als Telefonterror für die Kraftwerksbetreiber übrig. Da hier aber gleich der Chef von Chef vom Vorgesetzten vom Chef vom Mechaniker angerufen wurde und der ausnahmsweise ein netter Kerl ist, hob sich wie durch Geisterhand plötzlich computergesteuert das Wehr, das Licht ging aus und wir hatten freie Fahrt - aber nicht lang.... Schon 6 Stunden später erreichte das Floß erneut eine niedrige Brücke, vor der die Kajüte erneut, und diesmal in absoluter Rekordzeit von ca. 5 Minuten, abgebaut wurde.

Um die durch die genannten unglücklichen Umstände verlorene Zeit wieder aufzuholen, wurde beschlossen die Nacht erstmals auch zum Flossfahren zu nutzen. Hierzu wurde auf dem Dach die "Petromax"-Starklichtlampe aufgestellt, die für die Uferbeleuchtung sorgte. Besonders vorteilhaft erwies sich bei der Nachtfahrt die Bordtelefonanlage. So konnten bei ruhiger Gesprächslautstärke alle Kommandos vom Steuermann Cornelius sofort und nach hinten weitergegeben und der Cäpt´n  ausserdem permanent mit Informationen vom Navigator auf dem hinteren Deck versorgt werden. Und wen wunderts - auch hier kam es zu einem nicht bestellten Ereignis:

 

Ein Angler am Ufer reagierte etwas ungehalten, als wir an ihm vorbeifuhren. Nachdem es sich mit Hilfe seines Suchscheinwerfers davon überzeugt hatte, dass er nicht an Halluzinationen leidet, drohte er uns damit, die Cops zu holen, weil er unsere Aktion für "Stumpfsinn" hielt. Um nicht an der nächsten Brücke oder Staustufe von den Jungs erwartet zu werden, wurde das Floss komplett verdunkelt und auf absolute Flüsterfahrt umgestellt. Ziemlich spannend war´s dann bei der Einfahrt in den Stausee Bertoldsheim um 01:00 Uhr. Taschenlampen und Autos am Ufer und plötzlich geht das Blinklicht an der Schleuse an...keine Frage, dass wir nicht hingefahren sind und uns erkundigt haben, wer da dahinter steckt! Jedenfalls haben wir weit genug entfernt von der Staustufe festgemacht und gepennt.

 

Der Nebel, der die Sichtweite auf dem riesigen Stausee auf wenige Meter beschränkte, wurde am nächsten Morgen genutzt um den Weg bis zur Schleuse in Optimallinie mit dem Motor und nach Kompass unerkannt zurückzulegen. Irgendwo hier muss dann die Wende zum Positiven gewesen sein, denn an der Staustufe Bittenbrunn gelang es den Floßfahrern erstmals, lebende Fische zu fangen, was bisher und auch bei den vergangenen Flossfahrten vergeblich versucht wurde. Wie diese 4 Fische auf einmal gefangen wurden, ist jedoch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt....

Noch am selben Tag erreichte die "Oide Schachdl" den Donau-Ruder-Club Ingolstadt, wo wie immer gefeiert wurde. Hier wurde auch das sensationelle RadioIN-Interview mit ConnyKolumna, der rasenden Reporterin, aufgezeichnet.

Am nächsten Tag wurde die Flossfahrt nach ausgiebiger Nebelhorn-Begrüßung unserer Heimatstadt aus Zeitmangel schon am Ingolstädter Pionierübungsplatz beendet.

 

 

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